Bürger-Initiative

"Freunde des Bürgerparks Dreieich"

Interview

mit Gustav Halberstadt, dem ehemaligen Bürgerhaus-Chef von 1972 bis 2001

Wir sprachen mit Gustav Halberstadt, der bis zum heutigen Tag in der an den Bürgerpark angrenzenden Erich-Kästner-Straße wohnt. Er erinnert sich gerne an die Aufbruchsstimmung rund um das Bürgerpark-Gelände in den siebziger Jahren und verfolgt das Bürgerhaus- und Bürgerpark-Geschehen auch nach seiner beruflichen Tätigkeit intensiv weiter.

Herr Halberstadt, Sie waren der erste Chef des 1972 eingeweihten Bürgerhauses Sprendlingen. Wann setzen Sie die Geburtsstunde des seit 1981 existierenden Bürgerparks an?

Zweifellos 1977. Denn die seit 1974 laut dem sogenannten „Offenbach Gesetz“ designierte Stadt mit dem neuen Namen „Dreieich“ hatte 1976 den von der Stadt Offenbach kurzfristig abgesagten Hessentag übernommen. Eigentlich eine ideale Werbung und ein Ausrufezeichen für die dann 1977 neu entstandene Stadt Dreieich.

Aber selbst ein Laie kann sich vorstellen, dass die Vorbereitungszeit mehr als knapp bemessen war.

Na ja, im Magistrat Sprendlingen kam langsam Hektik auf und man fragte sich, wer wohl der verantwortliche Organisator für dieses große Ereignis werden könne. Der Erste Stadtrat Heiner Keim meinte dann in irgendeiner Sitzung zu Bürgermeister Rudi Scheid: „Frag doch mal den Gustav!“. Und so nahmen dann die Dinge ihren Lauf.

Wie ging es weiter?

Zunächst benötigte man eine großzügige Fläche für das Festgelände. Und da gab es für mich als beste Lösung nur die knapp 4 Hektar große „Kieskaut“ - genau vor meiner Haustür.

Gab es Widerstände und Probleme?

Und ob! Das Gelände gehört nämlich einem Landwirt bekannt als „der Sand-Helm“. Sein Haupteinkommen bestritt er mit dem Abbau und Transport von Kies und Sand mit dem Pferdefuhrwerk aus dieser Grube. Jetzt versuchen Sie mal, einem Bauern unter diesen Umständen Land abzukaufen.

Mit ein paar Verbündeten haben wir dann doch geschafft, was die Stadt schon jahrelang vergebens versucht hatte. Und dann konnte es losgehen. Zeit blieb nicht mehr viel.

Was hat sie an dieser Aufgabe gereizt?

Zunächst natürlich das Zustandekommen des Hessentages. Aber in diesem Zusammenhang muss auch gesagt werden, dass sich einige Kommunalpolitiker über die Parteigrenzen hinweg verdient gemacht haben. Angefangen beim Hessischen Sozialministerium Schmidt - er war übrigens auch ein Sprendlinger - über die Bürgermeister Erich Scheid und Hans Meudt bis hin zum Ersten Stadtrat Heiner Keim mit seiner Sachkenntnis als ehemaliger Leiter des Stadtgartenamtes Frankfurt.

Mir war aber als Bürgerhaus Chef von Anfang an klar - so ein ideales Gelände, so unmittelbar am Bürgerhaus gelegen, das eröffnet Perspektiven über den Hessentag hinaus.

Was hatte das für Konsequenzen zunächst für den Hessentag?

Wir mussten schnorren. Einen ganz großen Verdienst am Entstehen des Festgeländes und somit auch des späteren Parks hatte die Firma Jean Bratengeier, ein Bauunternehmen mit Sprendlinger Wurzeln aus dem 19. Jahrhundert. Mit ihren Baumaschinen konnte sie alle Gruben verfüllen und die spätere Parkfläche professionell einebnen.

Der Hessentag 1977 wurde dann ein voller Erfolg. Das machte sicher Mut für mehr.

Nun, es war damals auf jeden Fall ein Bedürfnis, den schmucken Kultur- und Freizeit-Komplex „Bürgerhaus - Hallenbad - Sauna und gehobene Gastronomie“ in eine repräsentative Umgebung einzubinden.

Was ist denn nun aus ihren Kindern Bürgerhaus und Bürgerpark geworden?

Also, das Bürgerhaus mit seinen überregional anerkannten Kultur- und Freizeitangeboten finde ich nach wie vor ganz hervorragend. Nur die Einbindung an den Park sollte größer sein. Eine Erweiterung der Ost-Terrasse in den Park hinein wäre folgerichtig und gewinnbringend.

Und wie beurteilen Sie den Bürgerpark?

Grundsätzlich muss man feststellen, dass es nur diesen einen Bürgerpark insgesamt in Dreieich gibt. Als Anwohner stelle ich erfreut fest, dass er sehr stark und immer häufiger benutzt wird.

Mit Stolz darf ich nebenbei darauf verweisen, dass ich das Wahrzeichen des Bürgerparks, das „Euro-Mal“ veranlasst habe. 16 Künstler aus 16 Nationen konnte ich unter Mithilfe von Professor Josef Arnold 1996 auf dem Bildhauersymposium in Baunatal dafür gewinnen. Aber auch die „Sonnenuhr-Steinbüste“ stellt etwas Außergewöhnliches dar. Leider steht dieses Schmuckstück des Parks versteckt in einer zugewachsenen Sitzgruppe.

Leider sind auch die anderen Sitzgruppen derart zugewachsen, dass sie zu regelrechten Angst-Räumen werden. Der Park-Charakter mit freiem Blick unter anderem auf den Teich mit seiner Tiervielfalt und der Fontäne geht total verloren.

Der Bürgerpark mit seinem breitgefächerten Angebot für jede Altersklasse könnte wieder ein echtes Juwel werden.